Animatic, stumm

Sie haben zunächst geschrieben, dann gezeichnet. Ihr Film wurde dabei jedes Mal konkreter. Nun werden Sie noch näher an eine Vorabversion Ihres Filmes kommen: Sie erstellen einen Film, den man schon auf einem Computer wird abspielen können. Dieser Film ist zwar nur eine Diashow, aber das ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum fertigen Film.

Filme sind zeitbasiert
Ein Film ist nun mal ein zeitbasiertes Medium. D.h. er “läuft ab” in einem vorgegebenen Zeitfenster. Aus diesem “Selbstablaufen” erzeugt er einen Teil seiner Wirkung. Nicht alles, was sich gut liest oder als Zeichnung gut aussieht, wirkt auch als Film. Und umgedreht: Etwas kann im Film eine gute Wirkung erzielen, es ist der aufgeschriebenen oder gezeichneten Geschichte aber nicht so gut anzusehen. Wenn Sie beispielsweise an eine Kamera denken, die langsam auf die Augen des Cowboys zufährt, dazu erklingt eine Italo-Western-Melodie: Das würde man in einem Roman sicher nicht als Kamerafahrt schildern, sondern man würde vermutlich die Gedanken der Charaktere oder Beobachter schildern. Es gibt im Film nämlich einige Effekte, die als Roman nicht funktionieren würden. Man kann diese Effekte oft im Animatic schon sehen, wie beispielsweise eine Bildsequenz, die die Augen des Helden “heranzoomt”.

Wie macht man ein Animatic aus seinen Zeichnungen?

Sie haben hier eine Menge Möglichkeiten, ich will einige schildern. In jedem Fall sollten Sie zunächst Ihre Storyboardbilder scannen, und zwar so, dass jedes einzelne Bild des Storyboards einzeln als Bilddatei vorliegt.

Tipp: Falls Sie keinen Scanner haben oder Scannen Ihnen zu lange dauert, dann fotografieren Sie Ihre Bilder mit einer Digitalkamera ab! Das geht auch viel schneller!
Sie können auch eine Videokamera einschalten, am besten auf ein Stativ stellen, und Sie blättern vor der Kamera einfach alle Bilder Ihres Storyboards durch.

Falls Sie die Bilder einzeln gescannt oder fotografiert haben, dann können Sie daraus einen Film machen. z.B. mit Keynote, Powerpoint, Iphoto oder einem anderen Fotoverwaltungsprogramm. Sie können auch das frei verfügbare Programm Graphikkonverter benutzen. Noch besser ist es, wenn Sie schon ein Schnittprogramm besitzen, z.B. Apples FinalCut oder Adobes Premiere. Damit können Sie leicht aus der Bildserie eine Bildsequenz machen, die auf dem Computer abspielbar ist. Vermutlich funktioniert es auch gut mit dem auf jedem Apple-Computer vorinstallierten iMovie.

Eine Übersicht zu kommerziellen und kostenlosen Videoschnittprogrammen finden Sie übrigens bei Wikipedia. Auch hier gibt es – wie so oft bei Software – eine verwirrende Bandbreite von kostspielig bis umsonst. Wobei kostenlose Software durchaus gute Dienste leisten kann.

Zeigen Sie jedes Bild für ein paar Sekunden. Machen Sie das nach Gefühl, das gesamte Animatic sollte ungefähr so lang werden wie der Film, den Sie planen. Da Sie aber noch keinen Ton haben, haben Sie auch noch kein richtiges Timing. Vermutlich wird Ihr erstes Animatic also ganz kurz. Das macht nichts – wir kümmern uns bald um den Ton. Das stumme Animatic kann erst mal viel kürzer sein, als Ihr Film sein wird. Ich habe (leider) die volle Filmlänge zu treffen versucht, daher wirkt es etwas träge:

YouTube Preview Image

Schauen Sie Ihr Animatic an. Erkennen Sie Ihren Film wieder? Nein? Fehlen Bilder, die Sie einfügen sollten? Einige Bilder neu malen? Anzeigedauer der Bilder ändern? Probieren Sie es aus, aber nicht zu lange, denn wir kümmern uns ohnehin noch genau um das Timing des Animatics. Nun geht es erst mal weiter mit dem Ton. Spielen Sie ruhig schon mal Musiksujets ab, die Sie später so oder so ähnlich verwenden wollen. Es kann erstaunliche Wirkungen geben, mit denen Sie nicht gerechnet haben! Ausprobieren!

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